24.10.2009

Vom kleinen Grünen, den keiner wollte

Da ja schon wieder die Weihnachtsleckereien im Supermarkt ausgestellt werden, hier eine kleine Geschichte, die letztes Jahr in der Vorweihnachtszeit ein kleiner Grüner (nein, ist nicht politisch gemeint) erlebt hat.

Hallo liebe Blogleser,

wenn ich mich kurz vorstellen darf: Mein Name ist Euro, Hundert Euro. Hunni für meine Freunde. Ich würde Ihnen gerne eine Geschichte erzählen, die ich mit meinem kleinen Brüderchen Fuffi letzte Woche erlebt habe.

Fuffi und ich hatten es uns am Freitag gerade in der Kassette des Geldautomaten so richtig bequem gemacht, als uns auf einmal ein starker Sog durch den Schlitz riss und wir in den Händen einer uns bis dato unbekannten Person weiblichen Geschlechts landeten. Nachdem der erste Schreck vergangen war kam dann doch die Vorfreude hoch. Wir würden die große weite Welt sehen. Wohin würde es uns wohl verschlagen? Würden wir wohl zusammen bleiben dürfen?
Am nächsten Tag wurde unsere Frage beantwortet. Unser Weg sollte uns in die Kasse einer nicht ganz billigen Boutique führen. Vorher sollten wir aber noch einmal durch die ganze Stadt getragen werden. Das war alleine schon daran zu erkennen, dass unsere Besitzerin in Jeans, Pulli und Turnschuhen unterwegs war. Bekleidungsmäßig bei dem Schmuddelwetter und einer Stunde Lauferei ja auch absolut nachvollziehbar.

Nun, die Tour war einfach wunderbar. Wir konnten uns auf dem Weihnachtsmarkt jede Menge Nippes anschauen, haben uns erschrocken in der Geldbörse festgeklammert als unsere Besitzerin kurz eine Öllampe der Marke „besonders scheußlich“ in die Hand nahm und entspannt wieder losgelassen als das Teil mit einem Lachen wieder weggestellt wurde. Und endlich, da waren wir: Die Boutique!
Offensichtlich war unsere Besitzerin nicht zum ersten Mal hier. Ich erinnere mich sogar dunkel daran, gestern Abend noch eine alte Einladung zur letzten Modenschau dieses Etablissements gesehen zu haben. Und das Ding, das da aus der Börse rausragt sieht stark nach Kundenkarte aus. In Gold!Also passend zum Erscheinungsbild dieses Geschäftes.
War das ein Anblick. 3 Kunden, 5 Verkäuferinnen. Letztere aufgemacht als gälte es auf dem Ball des Prinzen doch noch Cinderella auszustechen. Und was waren Sie denn nicht alle hilfsbereit als es darum ging, die Dame im Pelzmäntelchen, die kurz nach uns kam, bei der Auswahl eines 30,00-Euro-Schals zu unterstützenUnsere Besitzerin irrte dann erst mal 10 Minuten von jeder Art der Ansprache unbelästigt an den Kleiderständern vorbei. Irgendwann, ja, da, es passierte: Ein gezielter Griff und die wilde Suche ging los. Das Teil, was sie in der Hand hatte war ja schon chic.
Na gut, Fuffi und ich mussten uns noch mit ein paar Betrunkenen zusammen tun (immer völlig Blau diese Zwanziger), aber was solls. Hauptsache sie kann im neuen Outfit zur Feier am heiligen Abend erscheinen und wir liegen in der Kasse unseres Herzens.
Und dann, nein, oh Schreck! Das Weib stellt sich an. Findet nicht die richtige Größe. Mädchenhaftes Verhalten nenne ich das. Als ob man sich nicht über die Festtage von Größe 38 in Größe 44 reinfuttern könnte? Anstellerei! Der Rock war ja noch in der passenden Größe da, aber der Pulli. Mädel, frag doch eine Verkäuferin. Und da war sie auch schon. Die erste Verkäuferin. Im Gespräch mit einer guten Bekannten. Thema: „Weihnachtsbraten“. Da will man natürlich nicht stören. Also ab zur Information und erst mal auffällig unauffällig daneben gestellt. Irgendwann fand unsere Besitzerin die Unterhaltung der beiden Verkäuferinnen über den neuen Bond dann doch nur noch begrenzt spannend und ketzerte rum „Entschuldigung, könnten Sie mir vielleicht helfen?“ Ups, Gesprächsfaden der Damen gerissen, Ruhe gestört. Und das in der heiligen Vorweihnachtszeit. Der Blick war dann auch entsprechend strafend. Aber nur, bis unsere Besitzerin von oben bis unten begutachtet wurde. (Na o.k. Der Rock wirkte mit Turnschuhen und Tennissocken jetzt wirklich nicht so klasse). Der Tonfall des „Ja?!“ war dann auch entsprechend. Das unsere Besitzerin es ob dieses Tons noch wagte zu fragen „Haben Sie diesen Pulli auch noch in Größe 38“ war entweder mutig oder lebensmüde. Jedenfalls kam nach einem erneuten Blick auf die Turnschuhe die fachkundige Auskunft „Der kostet 150,00 Euro“. Und wieder ein Blick von oben herab. Was in Anbetracht der Tatsache, dass die Verkäuferin max. 1,60 m war schon eine Kunst ist. Aha! Für unsere Besitzerin die ganz klare Bestätigung dass die Grundschullehrerin ihr das mit dem Lesen von Zahlen dann doch richtig beigebracht hat. Und was macht sie? Dreht sich mit dieser Gewissheit wortlos um, ab in die Jeans und rauscht aus dem Laden. Halt, Stopp, das kann sie doch nicht machen. Nur weil sie in dem Laden behandelt wird wie ein Penner kann sie doch nicht so einfach wieder raus gehen. Und richtig. Sie dreht um. Puh. Und ich dachte schon. Also zurück zur Verkäuferin von gerade. Ich komme nun doch noch in die Kasse. Was für eine Freude. Dann musste ich allerdings feststellen, dass diese 180° Wende nur den Zweck hatte den Kommentar los zu lassen „Hier meine Karte, bitte streichen Sie mich sofort aus Ihrer Kundenkartei“. So was von eigen. Und bei der völlig erstaunten Frage der Verkäuferin „Ja, warum denn“ hat sie auch nur gelacht. So was Unhöfliches!Und so rücksichtslos mir gegenüber. Ich muss nun die Festtage im Portmonee meiner Besitzerin verbringen und kann mich noch nicht mal mit Fuffi zusammen darüber ärgern. Der liegt jetzt nämlich in der Kasse des Glühweinstandes.
Ich hoffe, dass Sie alle Weihnachten angenehmer verbringen als ich in meinem dunklen Fach und wünsche Ihnen allen frohe Festtage und einen guten Rutsch.

IhrHunni

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